Persönliches

Auf dem Weg zu Achtsamkeit und Respekt

Beitrag von Fernanda Holzapfel

Stell dir vor…


Zur Familienfeier steht ein großer Kuchen auf dem Tisch, der gerade einmal für jeden Gast ein kleines Stück abwirft.
Das Kind, das zuerst am Tisch sitzt, greift sich dennoch zwei Stück vom Kuchen. Nun hagelt es Vorwürfe seitens seiner Mutter: ‚Wie kannst du nur so egoistisch und gierig sein? Warum denkst du nicht an die Anderen? Sie wollen schließlich auch etwas vom Kuchen abbekommen.’…

Würdest du anstelle der Mutter ähnlich reagieren und deinem Kind Egoismus und Gier vorwerfen?

Kinder wissen es oftmals nicht besser und unbewusst lieben sie es, uns unsere abgelehnten Seiten widerzuspiegeln.
Vergleichbares kannst du an anderen Menschen beobachten, ja sogar an dir selbst.

In die Tiefe schauen

Wird der Blick tiefer ausgerichtet, kann dir bewusst werden, dass es nicht die Worte oder das Verhalten anderer Menschen sind, die dich traurig, wütend oder eifersüchtig machen. Es ist dein abgelehntes Ich. Es sind Teile von dir, die du womöglich in deiner frühen Kindheit erstmals unterdrückt hast, weil du gemerkt hast, dass deine Eltern dies an dir nicht wertschätzen, sondern dich als Reaktion darauf beschimpfen, bestrafen und dir gegenüber ihre Liebe entziehen. Ein Kind kann ohne Liebe nicht leben und so hast du dich entschieden, gewisse Wesenszüge und Emotionen an dir wie Geiz, Unordentlichkeit, Egoismus, Stolz und Faulheit abzulehnen. Doch alles Abgelehnte dringt irgendwann an die Oberfläche. Alle Seiten wollen Achtung und Akzeptanz erfahren.

Werde zum Außenstehenden

Welchen Sinn hat es, wenn du alle Seiten, insbesondere deine so genannten ‚Macken‘ und ‚Makel‘, an dir annimmst? Erst dann bist du bereit, auch alle anderen Menschen deines Umfeldes anzunehmen und ihnen Respekt zu zeugen. Toleranz wird in unserer Gesellschaft zwar groß geschrieben, doch Respekt ist eine höhere Stufe, die es sich anzustreben viel mehr lohnt.

Es lohnt sich, wenn du damit beginnst, dich selbst wie ein Außenstehender zu beobachten. Wann fühlst du dich von anderen gestört und angegriffen? Was lehnst du grundsätzlich an anderen ab? Lerne die Achtsamkeit dir selbst gegenüber. Schau hin, wie du auf andere Menschen reagierst und frage dich, warum manche wie ein Auslöser einer Zeitbombe auf dich wirken. Lehne deine Gefühle und Emotionen in solchen Situationen nicht ab, sondern geh anschließend einfach in dich und sieh dir an, wohin die Wurzel dieser Empfindungen und Gefühlsausbrüche reicht, wo sich ihr Keim befindet.

Die Angst dahinter erkennen

In den meisten Fällen liegt als Ursache die Angst dahinter. Die Angst davor, nicht mehr geliebt zu werden. In dem oben genannten Beispiel könnte die Mutter so auf ihr Kind reagiert haben, weil sie als Kind von ihren eigenen Eltern gelernt hat, nicht gierig sein zu dürfen. Sie sollte sich mit wenig zufrieden geben und sich in allen Bereichen bescheiden zeigen. Möglicherweise haben ihr ihre Eltern dies als Lehre aus dem Krieg mit seinen Mangelsituationen mitgegeben. Den Egoismus lehnt sie vielleicht ab, weil sie als Kind gelernt hat, auf andere Menschen zu schauen und deren Bedürfnisse zuerst zu befriedigen. Ihre eigene Mutter hat ihr dies vorgelebt. Sich selbst hat sie immer hinten angestellt. Und nun erwartet diese Mutter dies auch von ihrem Kind, denn sie hat in ihrem Inneren den Glauben: ‚Ich erhalte erst dann Liebe und Aufmerksamkeit, wenn ich andere Menschen glücklich mache.‘ Sie weiß es nicht besser. Sie will tatsächlich nur das Beste für ihr Kind. Doch im Grunde trägt sie ihr eigenes Leid weiter.

Bis hin zur bedingungslosen Liebe

Nimm alle deine nicht gelebten und unterdrückten Gefühle jetzt bewusst wahr und an. Wenn du schließlich im Reinen mit dir selbst bist, kannst du auch mit anderen Menschen vollkommenen Frieden schließen. Die Krönung: Du lernst dich selbst zu lieben und kannst bedingungslose Liebe für deine Mitmenschen empfinden.


© Dezember 2014

Fernanda Holzapfel, Holzapfel Coaching